Die Idee des Mahnmals für die Verkehrstoten ist super, müssten wir eigentlich schon lange haben. Wie soll das Mahnmal denn genau aussehen?
Die genaue Ausgestaltung des Mahnmals ist noch nicht festgelegt. Das „M“ steht als abstrakter Platzhalter. So ein Denkmal kann ja sehr vieles sein, ein stilles Monument oder ein interaktives Element, dass die Zahlen der Getöteten ständig aktualisiert und visualisiert etc. Wir stellen uns vor, dass die Gestaltung ausgeschrieben wird und bspw. von der Öffentlichkeit entschieden wird.
Ihr wollt ein Mahnmal für die Verkehrstoten errichten. Was ist mit den Verletzten und Schwerverletzten im Straßenverkehr?
Das Schicksal von vielen im Straßenverkehr schwerstverletzten Menschen, bleibt häufig im Verborgenen. Diese werden noch nicht mal in Statistiken erfasst. Ein bewegender Bericht hierzu ist in der RadZeit zu lesen: https://radzeit.de/hinter-jeder-zahl-ein-mensch/
Wir sind unserer Problematik leidvoll bewusst, konzentrieren uns mit dieser Initiative aber auf die Verkehrstoten.
Könnt ihr nicht auch ein zweites Mahnmal in Bonn vor dem deutschen Verkehrssicherheitsrat einrichten?
Wir verstehen die Frage! Uns ist es wichtig, das es einen zentralen Platz der Trauer und Mahnung für die Verkehrstoten in Deutschland gibt. Idealer Ort dafür ist in der unmittelbaren Nähe des politischen Verantwortlichen Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Verkehrstote sind doch aber im Gegensatz zu Soldat*innen Opfer von schicksalhaften Unfällen? Dafür kann doch keiner was.
Das sehen wir anders. Getötete Soldat*innen sind wie getötete Verkehrsteilnehmer*innen Tote, die niemand intendiert. Dennoch liegen beiden Fällen politische Entscheidungen zugrunde, die Getötete bewusst in Kauf nehmen. Mögliche Maßnahmen zur Reduktion der Zahl der im Straßenverkehr Getöteten sind übrigens schon lange bekannt (Absenkung von Höchstgeschwindigkeiten, fehlertolerante Infrastruktur, elektronische Eingreifsysteme in Fahrzeugen um nur einige zu nennen) und werden von Fachorganisationen und Wissenschaftler*innen schon lange gefordert. Eine Politik, die sich dieser Erkenntnis verweigert, trägt Verantwortung und sollte den Anstand aufbringen, sich dieser zu stellen.
Wäre es nicht sinnvoller, sich für Verbesserung der Infrastruktur einzusetzen als für ein Mahnmal?
Die Initiator*innen des Personenbündnis arbeiten seit Jahren ehrenamtlich für Changing Cities e.V. und den ADFC Berlin e.V. Viele der Erstunterzeichner*innen sind ebenfalls haupt- oder ehrenamtlich in Organisationen tätig, die sich auf vielfältige Weise für die Verbesserung von Infrastruktur und des Verkehrssystems einsetzen. Mit einem Mahnmal würde ein Zeichen gesetzt, dem sich die Politik verpflichten muss, indem sie damit anerkennt, dass sie Verantwortung für diese Getöteten trägt.
Gibt es eigentlich auch vergleichbare Mahnmale für Verkehrstote in anderen Ländern?
Ja, in einigen europäischen und außereuropäischen Ländern gibt es bereits seit längerem nationale Gedenkstätten für die Opfer von Verkehrsunfällen: Den Anstand für ein Mahnmal bringen zum Beispiel die Niederlande, Spanien, Italien, Ungarn, Tschechien, Luxemburg, Polen und Argentinien auf.
In Deutschland gibt es auch Denkmäler mit konkretem Bezug, zum Beispiel der „Erinnerungsstein für im Straßenverkehr getötete Kinder“ in Potsdam.